Kleine Texte

Ein friedlicher Ort

Man hört nur ein leises Rattern, das sich durch die frühlingsfrische Landschaft zieht. 
Die Sonne dämmert orange am Horizont über einem türkisblauen See im Bergland.
Bis auf ein noch undefinierbares Geräusch ist es still.
Kein Vogel zwitschert, keine Häuser weit und breit.
Diese Ruhe an diesem Ort nimmt mich gefangen und sorgt für ein wohliges Gefühl in meiner Brust.
Ich stehe auf einer saftig grünen Wiese, drehe mich mehrmals um mich selbst, um die lauwarme Luft an meinen nackten Armen spüren zu können und genieße das Gefühl.
Ein Stück weiter weg stehen Bäume wie in einem Kreis um mich herum, sie fangen die Sonne ein und werfen geheimnisvolle Schatten auf das Wiesenland.
Wenn ich an mir herunter schaue, sehe ich nur helle Kleidung.
Ich trage keine Schuhe.
Der Wind wirbelt meine Haare in langen weichen Locken um mein Gesicht.
Es ist friedlich hier und ich will nicht weg.
Wie lange ich schon hier bin, weiß ich nicht.
Zeit spielt hier keine Rolle.
Wie aus dem Nichts kann ich über mir Vögel fliegen sehen.
Und kaum, dass ich sie sehe, stimmen die verschiedensten Arten ihre Lieder an.
Zuerst ganz leise, ihr Zwitschern verzaubert mich.
Ihre Stimmen werden lauter, übertönen das Rattern, heben ab, bis sie unerträglich werden.
Meine Hände legen sich auf meine Ohren und mein Gesicht verzieht sich.
Ich werde zurückgerissen, weg aus diesem Traum, hinein in einen Abgrund aus Angst.
Meine Augen lassen sich nicht öffnen, ich kämpfe gegen das Gewicht der Augenlider an, doch sie drücken mich nieder.
Irgendwo in meinem Körper höre ich ein Herz gegen meinen Brustkorb schlagen.
Es schmerzt.
 
Was ist passiert?
 

Willkommen in der Dunkelheit

Am Himmel ziehen dunkle Wolken auf
Unendlich schwarz und bereit über mir zu zerbrechen
Kalter nasser Regen fällt auf die Erde
Trifft meine Haut
Vermischt sich mit den Tränen
Unaufhaltsam fließen sie über mein Gesicht
 
Mein Herz, es zerspringt
Blutunterlaufene Augen starren dich an
Die Welt steht am Abgrund
Seelenlos wandert mein Körper durch die Straßen
Du kannst mir nichts
Dafür ist es zu spät
 
Es gab einmal eine Zeit
Da war ich glücklich
Und der Grund dafür warst du
Doch du hast mir alles genommen
Hast mir die Freude am Leben gestohlen
Und das Schlimmste ist: Du weißt es nicht
 
Ich habe dies Gefühl gekannt
Durfte die Liebe durch dich kennenlernen
Du hast es ausgenutzt
Brachtest mich dazu
Alles zu hassen, nichts mehr zu lieben
Ich erkenne mich nicht wieder
 

Wieso hast du das getan?

Ich stand da, im Garten, zwei Stunden vor Mitternacht und dachte nach. Es kam mir fast so vor, als hätte ich vergessen wie man atmete. Doch mein Brustkorb hebte und senkte sich gleichmäßig, noch ruhig. Alles kam mir in dem Moment total irrsinnig und bescheuert vor. Was wollte ich? Was wollte ich? Ich wusste es nicht. Noch vor wenigen Wochen hätte ich diese Frage ganz einfach beantworten können, doch jetzt war es als hätte ich all meine Träume für die Zukunft über Bord geschmissen und sie trieben im Sturm aufs Meer hinaus. Weit, weit weg auf die andere Seite der Welt, wo sie jemanden fand und sie zertrat.
Mein Herz zersplitterte in tausend kleine rote Fetzen. Niemand würde es noch retten können. Vermutlich nicht einmal ich selbst.
Statt den Weg zu nehmen, den ich bei meiner Geburt angefangen hatte, der einfach war, richtete ich mich nun nach Bergen. Ich war vom Weg abgekommen, strich nun völlig hilflos durch das Unterholz der Wälder. Ein Ziel hatte ich nicht. Wie ferngesteuert ging ich meinen Weg, den ich vor einigen Tagen eingeschlagen hatte.
Leben war schwer, sterben war einfacher. So leicht und unbeschwert, als würde sich die Erde unter meinen Füßen auftun und mich verschlingen, bis ich in mein nasses Grab hinab sinke.

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